Begemann   Experten-Seite

« zurück

Erste Erwähnungen im 15. Jahrhundert

Gegenwärtig ist eine Urkunde aus der Herrschaft Plesse bei Northeim (Niedersachsen), ausgestellt am 9. Februar 1424 in einer den Dietrich Begemann aus Einbeck betreffenden Sache, die älteste Erwähnung des Namens. Im Niedersächsischen Landesarchiv werden noch weitere Urkunden des 15. Jahrhunderts zum Namen Begemann verwahrt. In einer dieser Urkunden heißt es: "1426 verpfändete der Knappe Willebrand von Wenthusen, welchem das Mühlenholz lehnsrechtlich zufiel, dem Tyle Begemann den Hopfenzehnten daselbst" (nach Jürgen Köppke: Hildesheim, Einbeck, Göttingen und ihre Stadtmark im Mittelalter: Untersuchungen zum Problem von Stadt und Umland, Hildesheim 1967).

1482 wird ein Ludolf Begemann als Kappelan des Herzogs von Brauschweig bezeichnet.

Singulär, was Ort und Region angeht, ist ein Johann Begemann, Pfarrer in Lüdersburg bei Lüneburg (1486 beurkundet).

Auch wenn es zahlreiche frühe Belege des Namens in heute niedersächsischen Regionen gibt, wird man keine davon als Ursprungsgegend des Namens annehmen können. Dazu fehlt der sprachliche Bezug wie auch eine Häufung nach der Lage von Wohnstätten, was beides für die Gegend des nördlichen Lippe zutrifft.

In einem lippischen Urkundenregister von 1860-68 (Preuß/Falkmann, Lippische Regesten) heißt es unter der Nr. 2231 ("nach einer alten Abschrift"), am 17. Juni 1460 hätten sich Johann von dem Busche Lutberts Sohn und sein Vetter Alhard von dem Busche Hermanns Sohn unter anderem über "Begemanns Haus zu Benenem (?)" verständigt. Allerdings konnten die damaligen Verfasser nicht feststellen, welcher Ort gemeint war. Zudem ist die gemeinte Urkunde oder Abschrift heute unauffindbar.

Einer neueren Veröffentlichung über das Kloster St.Marien in Lemgo zufolge (Cornelia Halm: Klosterleben im Mittelalter, Detmold 2004) , hat um 1450 ein Hans Begemann den Hof des Lemgoer Klosters in Betzen bebaut und daraus Abgaben entrichtet. Dies ist die früheste Erwähnung des Namens Begemann. Der Hof ist dem Kloster 1363 geschenkt worden. und bestand bis Ende des 19.Jahrhunderts als Hof Begemann, auch: Mittelbegemann, Betzen Nr.2.

Lange Zeit galt das Güterverzeichnis des Klosters Möllenbeck bei Rinteln aus dem Jahre 1465 als ältester Nachweis des Namens Begemann. Darin wird neben Godeke Beghemann aus Betzen auch eine Beghemannsche (Witwe eines Begemann) erwähnt. Sie muss in der Nähe gewohnt haben, denn der Besitz des Klosters Möllenbeck in Lippe ist mit "Ampt to Wulferincktorpe" überschrieben, womit Wülfentrup gemeint ist, das zwischen Betzen und Bega gelegen ist (heute alles Gemeinde Dörentrup). Eine Abschrift des Güterverzeichnisses liegt heute im Staatsarchiv Detmold. Ferner gibt es im niedersächsischen Staaatsarchiv Bückeburg noch Fotonegative von einem Original, das 1943 nach einem Bombenangriff auf Hannover verbrannt ist.,

Nachfolgend ein Textauszug mit der Erwähnung der beiden Personen. Es geht um die dem Kloster zustehenden Abgaben.

Juncfer Hoburch hevet unser Kerken ghegeven dat Ampt to Wulferincktorpe, dat uns betalet neghentich Roggenbrot und eyn Swin, eyn Molderat Kese und eyn Molt Haveren und VI Penninge. Und dusse Guder horen to dem Hove darsulves.
Eyn Hus to Overenhummelvelde.
Eyn Hus to Nederenhummelvelde.
Eyn Hus to Betzen.
Eyn Hus to Vilmerincktorpe.
Twe Hove to Beghe.
De Haghen, de hetet Vosseshaghen.
Item groter vele Pacht steyt yn dem olden Kalender, aver nu ghevet men uns II Molt Rogghen, II Molt Haveren Lemeger Mate van dem Megerhove und van den anderen Guderen XI1/2 ß und ok VII Honer und is Hachgud, des Godeke Beghemann to Betzen Hachrichter is, de Geld und Honre bestellet...
Item de Teghede over den Megerhoff is verpendet vor LXII Gulden, den hevet de Beghemannsche de den junghen Klynghen to Manne heft.

Lit. Engel/Lathwesen, Das Güterverzeichnis des Klosters Möllenbeck bei Rinteln von 1465, Rinteln 1963. S.40

Godeke Beghemann war demnach ein Hagenrichter. Das war der Vorsteher einer bäuerlichen Genossenschaft, dem Hagen, die sich im Mittelalter als Schutzbündnis entwickelt hat und als Rechtsgemeinschaft bis in die Neuzeit Bestand hatte. Godeke Beghemann wird an drei Stellen des Güterverzeichnisses genannt. Noch 1492 und 1493 ist in zwei Urkunden von Godeke Beg[h]eman als "Hachnoten" (Hagengenosse) die Rede. Verschiedentlich wurde angenommen, es handele sich um die gleiche Person. Wegen des großen Abstandes an Jahren und in Anbetracht einer damals geringen Lebenserwartung ist das eher unwahrscheinlich.

zum Seitenanfang


Begemann, Namensentwicklung

Der Familienname Begemann hat eine teilweise gemeinsame sprachliche Geschichte mit dem kleinen Fluss Bega im Landkreis Lippe und dem gleichnamigen Ort Bega (Gemeinde Dörentrup):
  

Jahr  Flussname  Ortsname  Hof-/Personenname 
1231    Byche   
1260    Biga   
1266    Beche  
1284    Bighe   
1360    Boghe   
um 1400  [up der] Beege  Byega   
1465   Beghe Beghemann 
1489     auch: Beghe 
1535  [by der] Bege  Bege  Begeman(n), vereinzelt Bygeman 
um 1750  Bege  vereinzelt: Bega  Begemann, gelegentlich Bejemann 
1789  Bege, Bega  Bege, Bega  Begemann 
jetzt  Bega  Bega  Begemann 

(Der Anfangsbuchstabe ist hier durchwegs groß geschrieben, was der historischen Schreibweise nicht unbedingt entspricht)

 

Es gab früher keine genormte Rechtschreibung. Daher waren unterschiedliche Schreibweisen nichts Ungewöhnliches. Teilweise kommt die (niederdeutsche) Aussprache zum Ausdruck, z.B. bei „Bejemann“. Der Flussname wird niederdeutsch auch als Biege oder Bieke notiert.


Für die Zeit nach 1900 ist aus dem gleichen Ort Betzen die mündliche Form "Biehm" für Begemann von Ohrenzeugen überliefert.

Das „a“ in Bega ist vermutlich Ergebnis einer Mode von Kanzleibeamten des 18. und 19.Jahrhunderts und keine Entwicklung der Volkssprache. Die mittelalterliche Form Biga könnte ebenfalls eine künstliche, nämlich latinisierte Form sein: „villa curia biga“. Eine ganz andere Erklärung ergäbe sich, wenn man das „a“ als Rest des althochdeutschen „aha“ deutet, eine bei anderen Fließgewässern vorkommende Endung (Beispiel: Fulda, Geisa).

Der Familienname Begemann ist vor 1450 enstanden und seit Ende des Mittelalters unverändert in Gebrauch.

zum Seitenanfang


Mittelbegemann, Niederbegemann

Im Ort Betzen (heute Gemeinde Dörentrup) gab es die Höfe Mittelbegemann und Niederbegemann. Es waren die Höfe Nr.2 und Nr.5 der ehemaligen Bauerschaft Wendlinghausen. Die Unterscheidung Ober-/Mittel-/Nieder [- Name] gibt es in Lippe auch an anderer Stelle und kennzeichnet die Lage der Höfe am Hang. Die Namensergänzungen zu Begemann wurden im Ort Betzen notwendig, weil in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts zwei benachbarte Hofbesitzer gleich hießen, nämlich Hans (oder auch Johann) Begemann. Der dritte Nachbar hieß zu dieser Zeit Berndt Begemann. Die gleichnamigen Begemann nannte man spätestens seit 1575 Mittelbegemann und Niederbegemann.* Der logisch dazu gehörige Oberbegemann kam nicht in Gebrauch, wahrscheinlich weil für den dritten Begemann in Betzen der Vorname Berndt zur Unterscheidung genügte. Letzteres hatte später zur Folge, dass der Vorname Berndt in den Hofnamen als neues Grundwort einging und den Begemann schließlich ganz ersetzte (siehe nächster Abschnitt)

Ausschnitt: Hans Begemann zu Betzen (1520)

Mittelbegemann und Niederbegemann gingen mit Ende der traditionellen Erbfolge unter, Mittelbegemann etwa 1880, Niederbegemann etwa 1950. Soweit es noch Nachkommen an anderem Orte gibt, tragen sie den Familiennamen ohne einen Zusatz. [Der Autor Herbert Begemann ist Nachkomme der Mittelbegemann von Betzen Nr.2]

zum Seitenanfang

* Den Nachweis verdanke ich Robert Opitz aus Dörentrup-Betzen, der ihn im Staatsarchiv Detmold fand (Ortsakten LZ 27 Nr. 67)
 
Berensmeyer oder Berensmeier (vormals Begemann)

Namen waren in früher Zeit nicht so statisch, wie wir das heute gewöhnt sind. Eine Verwandlung von Begemann zu Berensmeyer/Berensmeier macht das deutlich. Gemeint ist einer der Höfe Begemann in Betzen, die Nr.13 der Bauerschaft Wendlinghausen. Vermutlich handelt es sich um den „fehlenden“, weil durch Dokumente nicht nachweisbaren, Oberbegemann in der Reihe Nieder-. Mittel- und Oberbegemann.

1572 Berndt Begemann

1618 Johan Begman

1663 Berendts Johann, auch: Berend Hans

1720 Gottschalck Begemann

1723 Gotschalk Bernd

1751 Gotschalk Bernd i.e. Begeman

1791 Berendsmeier

1805 Berensmeyer oder Berensmeier

zum Seitenanfang

Begemeyer oder Begemeier

Im Orte Spork, an der Bega gelegen, (heute Gemeinde Dörentrup) hat sich aus „up der Bege“ der Name Begemeyer /Begemeier entwickelt. Die Namensendung -meyer oder -meier entspringt einer Mode des 16. und 17.Jahrhunderts und ist gleichbedeutend mit -bauer. Begemeyer ist also viel später und ganz anders entstanden als Begemann. Umgangssprachlich wird der Hof später „Bie“-Hof genannt.

zum Seitenanfang


Biegemann

Die Variante Biegemann ist nur als singuläre Eintragung ins Salbuch 1614/15 für den Ort Hellberg (Lippe) nachgewiesen.

Biegemann ist bekanntgeworden als eine literarische, allerdings auch nicht ganz willkürliche Erfindung des Medizinalrates Dr.med.Ulrich Volkhausen (1854 –1937), der unter dem Pseudonym Korl Biegemann eine sehr populäre lippische Mundartdichtung veröffentlicht hat. Biege ist hier als mundartliche Form des Flussnamens Bega verwendet.

Lit. Korl Biegemann, Twisken Biege un Weern (Zwischen Bega und Werre), zuerst erschienen 1900

Der in in Schleswig-Holstein und anderen Küstenländern - selten - anzutreffende Familienname Biegemann geht vermutlich auf den dänischen "Byggemand" (das heißt Baumann) zurück. Naheliegend ist das durch die Zwischenstufen Bygeman, Bygemann, Bigeman und Biegeman. (Den Hinweis gab mir freundlicherweise Ralf Biegemann aus Hamburg)


zum Seitenanfang

Referenzen, Verwertungsrechte

Alle Angaben beruhen auf intensiven und sorgfältigen Recherchen in allgemein zugänglichen Büchern und Zeitschriften sowie Schriftstücken der Archive. Die Verwertung der veröffentlichten Texte wird erlaubt, sofern der Hinweis auf das Urheberrecht davon nicht getrennt wird.

Auf wissenschaftliche Zitierweise wurde verzichtet. Fehlende Quellenangaben auf Anfrage. Ergänzungen und Korrekturen sind erwünscht: mailbegemax.de
© 1998 - 2014 Herbert Begemann D-63477 Maintal
  « zurück